Projekt Seegraswiese

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Faszination Seegras

140 Millionen Jahre ist es ungefähr her, dass Seegras vom Land zurück ins Meer wanderte.
Wir freuen uns, Ihnen das Gemeine Seegras (Zostera marina) in unserer Ausstellung zu präsentieren und laden Sie ein, diese faszinierende Pflanze kennenzulernen.

Wussten Sie?
In den Wogen des Seegrases tummeln sich viele der Ostsee-typischen Lebewesen. Sie mögen Fisch? Oder haben Sie Dorsch, Scholle und Hering sogar zum Fressen gern? Dann schätzen Sie bestimmt unsere Seegraswiesen entlang der Küste?

Wieso?
Die Bestände der wirtschaftlich genutzten Fischarten stehen in enger Beziehung mit dem Ökosystem Seegraswiese.
Hering und Hornhecht kleben ihre Eier an die Blätter der Pflanzen. Plattfische, Aale und Dorsche nutzen Seegraswiesen als Kinderstube, Versteck und Jagdgründe. Die handwerkliche Küstenfischerei, die hauptsächlich mit Stellnetzen arbeitet, profitiert merklich vom Seegras.

Mehr Seegras = Mehr Fisch und somit auch gesicherte Fänge für unsere Fischer.

Doch Fisch und Fang sind nicht alles. Natürlicher Küstenschutz und biologischer Klimaschutz sind zwei weitere Bereiche, in denen das Seegras wirkt. Besuchen Sie uns im OIC, begutachten Sie Zostera Marina in unserem neuem Seegras-Aquarium und entdecken Sie welche Rolle diese Pflanze in der Ostsee und darüber hinaus übernimmt. Wir freuen uns auf Sie!

Schaufenster in die Seegraswiese – Unser Blog

Seit Anfang 2022 gibt es im OIC ein neues Seegrasaquarium, in dem wir echtes Seegras halten und züchten.

In diesem Blog möchten wir Ihnen einen fortlaufenden Live-Bericht aus der Seegraswiese geben!  So soll das Seegrasaquarium als „Schaufenster in die Seegraswiese“ dienen und tiefe Einblicke in das bunte Leben in diesem einzigartigen Habitat ermöglichen.

Regelmäßig berichten wir an dieser Stelle aus unserem Projekt, über unsere Haltungs- und Züchtungserfolge, über Veranstaltungen und Umweltbildung zum Thema Seegras und auch über die Seegraswiesen draußen im Meer.

Sie dürfen gespannt sein…! Und jetzt: Viel Spaß beim „Abtauchen“ in die Seegraswiese!

So langsam ist das Ende des Winters nah und wir sehnen uns nach schönem Wetter, wärmeren Temperaturen und nach dem Grün der Natur.

Deshalb haben wir in dieser Woche mit dem gärtnern angefangen!

Was kann man denn in einer Seegraswiese gärtnern, fragt ihr euch?

Seegras kann sich auf zwei verschiedenen Wegen fortpflanzen, zum einen über die Wurzelstöcker, die sogenannten Rhizome. Die Rhizome liegen im weichen Sandboden und an ihnen können neue Triebe entstehen. Manche Seegraswiesen bestehen deshalb nur aus wenigen Pflanzen und nehmen trotzdem eine große Fläche ein.

Zurück zum gärtnern, die zweite Art der Verbreitung funktioniert über Samen. Diese bilden sich Ende Mai bis Anfang Juni am Seegras. Wir können uns hier eine Ähre vorstellen, ähnlich wie beim Weizen auf den Feldern. Die Strömung befruchetet die Samen und trägt sie anschließend hinfort. Im nächsten Frühjahr kann dann an einer ganz neuen Stelle eine Seegraspflanze wachsen.

Im letzten Sommer haben wir nun Seegras-Samen gesammelt und im Kühlschrank überwintert. Seit Juli 2023, haben die Samen in einer Tupperdose im Kühlschrank gestanden und regelmäßig frisches Wasser bekommen. Gestern war dann der große Tag. Die ersten Wurzeln waren zu erkennen, also wurde umgetopft. Nun steht die „Seegras-Samen-Station“ in unserem Seegraswiesen-Aquarium und wir alle warten gespannt, wann und wie es zu wachsen beginnt.

Wir erinnern uns sicher alle noch an die Sturmflut im Oktober letzten Jahres. Am Freitag, dem 20.10.2023 wurde der Pegelhöchststand in Eckernförde von 2,15m erreicht. Vielleicht hat der eine oder die andere auch noch die Bilder im Kopf, von weggespültem Sand, von umgestürtzten Bäumen und von lauter grünem Seegras, welches ausgrissen herumgelegen hat.

Seegras besitzt echte Wurzeln und wächst in weichem Sandboden bei uns vor der Küste. Kommt es nun zu starken Strömungen, können die Wurzeln des Seegrases freigelegt werden. Die Pflanze verliert ihren Halt und wird wortwörtlich ausgespült. Auch wenn es nicht so aussehen mag, hätten wir noch viel mehr Seegras in dieser Sturmflut verlieren können.

Aber woran hat es gelegen, dass wir nicht noch mehr Seegras verloren haben? Ganz sicher ist man sich aktuell noch nicht, doch es liegt die Vermutung nahe, dass der vorherige Wasserspiegelanstieg das Seegras geschützt haben könnte. Kurzgesagt lagen die Wellen höher und das Seegras war somit in der Wassersäule etwas mehr geschützt.

Wenn du schon öfter zu Besuch bei uns im OIC warst oder immer mal einen Blick durch die Live-Unterwasserkamera wirfst, fällt dir über das Jahr sicher die ein oder andere Veränderung auf. Im Sommer waren da noch die langen, kräftig grünen Blätter des Seegrases (Zostera Marina). Viele verschiedene Bewohner tummelten sich zwischen ihnen und es gab sogar Nachwuchs in der Seegraswiese. Nun wird es draußen grauer und nasser, der Herbst ist im vollen Gange. Auch in der Seegraswiese wird es nun dunkler und kühler. Langsam setzen wir im Aquarium die Wassertemperatur herab und schrauben die Lichtzufuhr zurück. Auch bei uns im OIC wird es Herbst!

Seegräser sind evolutionär gesehen Landpflanzen, sie sind also vor hunderten Millionen Jahren vom Meer ans Land gesiedelt und etwa 100 Millionen Jahre später wieder zurück. Genau wie Landpflanzen auch, verliert das Seegras im Herbst und Winter seine Blätter. Diesen Blattabwurf bzw. das Ergebnis davon sehen wir nun langsam in unserem Seegrasaquarium. Es sieht etwas kahl aus! Die wenigen, übrig gebliebenen, Blätter sind kürzer und spärlich. Die Bewohner der Seegraswiese haben ihr Verhalten ebenfalls der neuen Jahreszeit angepasst. Die Seenadeln, Schwimmgrundeln, Sandaale, Butterfische und viele weitere fressen nun weniger und schränken auch die allgemeine Aktivität ein. Es kehrt also Ruhe bis zum Frühjahr ein.